Gefühlt beim ersten Kochabend mit Schnee, wanderten wir 3 „Gast-Köche“ bei einstelligen Minusgraden zu unserem Gastgeber. Und wurden direkt mit Kartonagen von Tiefkühlware begrüßt, die wohl gerade im Angebot waren. Nach kurzen Sekunden stiller Vorfreude wurde das „Geheimnis“ aber gelüftet: Das heutige Menü befand sich auf der Rückseite und war durchaus noch winterlich/weihnachtlich angehaucht. Und anhand der Temperaturen hatte das gut gepasst.
Obwohl die Prognosen für die zeitliche Abfolge des Abends eher „schlecht“ aussahen, konnte der Zeitplan dann doch recht gut eingehalten werden. Der Abend wurde somit nicht zum „langwierigsten“ Abend mit super späten Essensausgaben. Aber eins nach dem anderen. Und die erste Aufgabe die es zu lösen galt, war das Leeren einer Bierflasche.
Der heutige Küchengruß war eigentlich eine Vorspeise. Und auch nicht wirklich für 4 sondern eher für 8-9 Personen. Aber hey, was soll’s. Wir wollten ja die ganze Zeit schon kürzer treten und die Mengen „einschränken“. Das hat bisher nicht geklappt, wieso sollten wir dann heute damit anfangen? 😉 Also ran an 5 Päckchen Räucherforelle für 4 Personen. Klein schneiden und rein in den Mixer. Dazu ein paar Gewürze sowie Sahne und alles zu einer relativ homogenen Masse pürieren. Umfüllen in eine adäquate Anzahl an Soufflé-Förmchen und ab ins Wasserbad im Backofen . Parallel dazu wurde die Apfel-Preiselbeer-Konfitüre eingekocht. Danach konnte auch schon der erste Gang kredenz werden mit einem angenehmen Riesling.
Frisch gestärkt machten wir uns dann an die Zubereitung des Hauptganges. Nachdem das eigentlich vorgesehen Kalbsstück nicht besorgt werden konnte, wurde kurzerhand auf Rinderfilet umgeswitcht – mit Sicherheit qualitativ keine Verschlechterung. Fachmännisch wurde das Fleisch mit einem mitgebrachten Wetzstahl „penetriert“ um somit Platz für die Backpflaumen zu machen, die als Füllung vorgesehen waren. Professionell eingeschnürt, wie das nur unser Bondage-Experte kann, wurde das Fleisch dann rundum kross angebraten und durfte danach dann entspannt im Backofen fertig garen.
Bevor es aber an die Hauptspeise ging, sollte noch die Schwarzwurzelcremesuppe zubereitet werden. Ein Novum für alle von uns. Der Großteil hatte bisher noch nicht einmal eine Schwarzwurzel live und in Farbe gesehen, geschweige denn wussten wir, wie diese korrekt zuzubereiten sind. Also voll und ganz auf’s Rezept verlassen und los ging’s mit der riesen Sauerei. Nachdem die geschälten Schwarzwurzeln eine Art „Gänsehaut“ entwickelten und sich verfärbten beim längeren Kontakt mit Sauerstoff, waren wir unserer Sache nicht mehr ganz so sicher. Wie dem auch sei – wir konnten Stücke für die Suppe schneiden und sogar aus einem großen Stängel mit dem Sparschäler feinste Späne hobeln, die dann kurz vor dem Servieren noch in der Friteuse zu crunchigem Beiwerk verarbeitet wurden. Abgerundet wurde die Suppe durch gekrümeleten und in Butter angebratenem Pumpernickel, sowie Kürbiskernöl (welches das eigentlich Traubenkernöl ersetzte).
Tja, und dann ging er los, der große Zwiebel-Schneide-Marathon. Gefühlt wurden für den Hauptgang 2 Säcke Schalotten geschält und in feinste Würfel geschnitten. Natürlich konnte auch dieser Kochabend genutzt werden, um Fachexpertise an die eher unerfahrene Jugend weiter zu geben. Heutiges Thema: Wie vermeide ich, dass meine Augen tränen und brennen, wenn ich Zwiebeln schneide? Ich finde, ich konnte es wissenschaftlich untermauern, dass meine Vorgehensweise durchaus eine Berechtigung hat. Die Zwiebeln wurden einerseits genutzt für die Brezenknödel, als auch für die Sauce mit Lebkuchengewürz – letzteres hätte nicht jeder gebraucht am Abend. Es wurde sogar eine gewisse „Angst“ mit dem Verzehr dieser verbunden (und auch der Backpflaumen). Total überbewertet, wie sich herausstellte. Denn es war echt ganz lecker.
Das Dessert war, zurückblickend, ein einziges großes Experiment, mit nicht ganz soooo geplantem Ausgang. Der Grieß war einfach super schwer einzuschätzen, hinsichtlich der perfekten Konsistenz, die Rosinen waren ertränkt im Rum, der dann separat vernichtet wurde (der überschüssige) und bei den Blätterteigstangen ließ die „Liebe“ beim Verarbeiten etwas zu wünschen übrig. Es mag der Zeit geschuldet gewesen sein, aber unser eigentlich immer auf Genauigkeit bedachte Mitkoch hatte zu diesem Zeitpunkt wenig Muße, sich der Detailtreue der anderen Köche anzupassen. So wurde das Desser zum Teil einfach „hingerotzt“ und auf’s Backblech geklatscht. Dies sorgte kurzzeitig zu einigen Meinungsverschiedenheiten und Überlegungen des Ausschlusses aus der Gruppe, aufgrund von deutlich aufgezeigter Lustlosigkeit. Zu allem Überfluss hat sich die Dessert-Suppe aufgrund von unterschätzten Temperaturgegebenheiten noch im Innenhof verteilt und war dann von der Menge her seeeeeeehr überschaubar. Und dennoch – es reichte immer noch von der Menge.
Aber wie so oft, konnten die Wogen am Ende des Abends dennoch geglättet werden und wir machten uns wohl genährt wieder auf den übelst kalten Heimweg.