Der 31. Kochabend

Nachdem wir mit 30-minütiger Verspätung in unseren Männerkochabend starteten, waren alle ganz gespannt darauf, was sie heute erwarten würde. Ich erläuterte ein wenig, dass wir ja schon recht unterschiedliche Sachen gemacht hatten und es doch etwas „dünn“ wird, was die Gerichte angeht, ohne sich zu wiederholen. Hierzu habe ich mir ein paar Gedanken gemacht und wollte diese meinen Mitköchen kundtun. Generell sorgte das für eine gewisse „Spannung“ und Neugier, was ich erst einmal als „gutes Zeichen“ interpretierte. Diese Begeisterung legte sich allerdings umgehend, als ich das vermeintliche Menü des Abends vorlegte. Es handelte sich nämlich um ein rein veganes Menü!

Nach einigen „unschönen“ Kommentaren und Beleidigungen mir gegenüber 😀 (natürlich alles nur zum Spaß, hoffe ich), konnte und wollte ich alle nicht mehr weiter auf die Folter spannen und gerade als alle mit mehr oder weniger viel Elan loslegen wollten, „zauberte“ ich das „richtige“ Menü aus dem Nichts hervor. Dies führte fast schon zu stoßgebetartigen Danksagungen an den doch noch vorhanden zu sein scheinenden kulinarischen Gott. Mit deutlich weniger Schweißperlen auf den Antlitzen starteten wir dann mit einem Radler in den Abend.

Das Käse-Sahne-Dessert wollte als erstes zubereitet werden, da es bis zum Verzehr wieder gekühlt werden sollte. Die Zubereitung war denkbar einfach, wie fast immer: „Creme“ anrühren, Sahne und Mandarinen unterheben, Kekse grob zerkleinern und dann schön schichten. Den Mandarinenschaum hatte ich dieses Mal einfach unterschlagen – machte aber nix, es war dennoch mehr als genug für den Abschluss da.

Für den Gruß aus der Küche sollte der bereits am Vortag vorbereitete Parmesanteig ausgerollt und ausgestochen werden. In der Theorie alles gut – allerdings lag der Teig im Kühlschrank und wurde nicht zeitnah heraus geholt, daher glich der Teigball eher einer Kanonenkugel, mit der man so ziemlich alles machen konnte außer ausrollen… Unter extremem körperlichen Einsatz (und warmem Wasser), schafften wir es den Teig in einen Zustand zu versetzen, in dem man ihn wirklich plattieren konnte. Ausgestochen wurden dann, ganz klassisch mit Weihnachts-Ausstechern, Sterne in 3 unterschiedlichen Größen. Die Feta-Mango-Creme wurde dann parallel angerührt und mit den karamellisierten Erdnüssen vermischt, und letztlich gemeinsam schön angerichtet und dekoriert.

Die Vorspeise, Rucola und Erdbeeren, folgte danach. Auch hier keine Kunst – alles mittlerweile Standardprogramm, welches wir mit geübten Handgriffen in gutem Teamwork problemlos meisterten. Gut, das Erdbeer-Espuma hätte man tatsächlich durch ein noch feineres Sieb passieren sollen (da war der Gastgeber schlichtweg zu geizig :-P) – die Kerne fanden sich dann später im Deckel des iSi Sprühgerätes und verhinderten einen sauberen Sprüheffekt, was allerdings dem Geschmack nicht schadete. Nach kurzer Diskussion, ob man denn die getrockneten Feigen in Gänze verzehren könne, gab es unterschiedliche Ansichten. Die Fraktion „Jawoll, alles essbar“ setzte sich durch, was dazu führte, dass so ziemlich jeder beim Verzehr der Vorspeise den „Grutzen“ der Feige aussortierte, nachdem darauf herumgekaut und festgestellt wurde, dass der doch schon ganz schön fest ist…

Und dann wurde es ungemütlich. Nicht, weil es beim Zubereiten der Hauptspeise unterschiedliche Ansichten gegeben hätte – nein, einer der Gäste legte eine Unentspanntheit an den Tag, die wir so in der Form nicht gewohnt waren und erst auch nicht verstehen konnten, worin diese begründet lag. Er „zuchtelte“ direkt nach der Vorspeise extrem herum und drängte uns förmlich dazu, doch nun endlich den Hauptgang fertig zu stellen. Er konnte nicht fassen, dass das Fleisch weder in der Pfanne, noch im Ofen lag – und dabei war es erst 20:30 oder 20:45. Also für mich als Gastgeber eine extrem gute Zeit (ja, mein Zeitmanagement lässt teilweise zu wünschen übrig und ist definitiv ausbaufähig). Gleichermaßen wurde von unserem „unentspannten Gast“ ständig vollmundig philosophiert, wie toll es doch dieses Mal ist, dass endlich wieder mal alle mithelfen beim Kochen (ohne Worte… ob das an seinem Arbeitseifer an diesem Abend lag?!?). Total gehetzt wurde von uns dann der wirklich tolle Gnocchi-Teig zusammengerührt und gerollt und das nicht ganz günstige Fleisch in der Pfanne mit Parmesankruste auf beiden Seiten ~4 Minuten angebraten. Es wanderte zusammen mit dem Speisenthermometer in den Ofen und durfte bei 80°C vor sich hin schwitzen. Um die gewünschte Kerntemperatur von 60°C zu erreichen, dauert das schon so 45 Minuten, was unserem „gehetzten Kollegen“ entschieden zu lange dauerte. Ich habe dann die Balsamico-Schalotten noch fix zusammengerührt und die Gnocchi gekocht, und auf vielfachen Wunsch einer bestimmten Person sogar die Temperatur des Ofens erhöht. Alles fertig, zack auf die Teller und ab auf den Tisch. Sogar der von mir besorgte (Überraschungs-)Rotwein wurde verschmäht und in etwas unentspannter Atmosphäre wurde der Hauptgang zu sich genommen.

Den Vogel abgeschossen hatte o.g. Person dann, indem sie sich vorzeitig, wohlgemerkt vor dem hervorragenden, überaus leckeren Nachtisch zum Unmut und Unverständnis aller anderen, einfach vorzeitig verabschiedete. Ohne Worte.

Das war in der Tat etwas enttäuschend und kommt so in dieser Form hoffentlich nicht wieder vor. Nicht umsonst ist das „unser“ Abend, den wir eigentlich eher entschleunigt und in freudiger Viersamkeit verbringen wollen, um uns kulinarisch etwas Gutes zu tun und nicht das Stresslevel unnötigerweise zu erhöhen. Gut möglich, dass ich beim Rekapitulieren der Situation etwas übertreibe – dennoch war es kein feiner Schachzug. Ich sag nur so viel: „Giroud wird immer wahrscheinlicher“… In diesem Sinne: Gesund und entspannt bleiben und bis zum nächsten Kochabend in vier Wochen.